Montag, 8. Dezember 2008

Der Kuehlschrank im Salon

Es ist ja nicht so, dass wenn du eine möblierte und bezugsfertige Wohnung mietest, du tatsächlich einziehen kannst. Du darfst Miete und Kaution zahlen, das ja – und im Voraus. Aber es sind noch ein paar Dinge zu erledigen. Kleinigkeiten, wie die Maklerin versichert. Da wären etwa Strom und Gas anzumelden. Du gehst also mit deinem Mietvertrag und etlichen anderen Dokumenten zur Gasstelle und stellst dich auf Warten ein. Wie überall – ob auf Banken, an Bushaltestellen, in Behörden, sogar vor Bankomaten, von denen es an jeder Ecke einen gibt – stellen sich die Türken geduldig und recht geordnet an. Wer sich vordrängen will, wird zurechtgewiesen.
In der Gasstelle ziehe ich also aus einem Automaten eine Nummer: 326. Die kleinen Anzeigen über den Glastüren, hinter denen die Beamten sitzen, zeigen 201, 206 und 203 an. Nach einer Stunde werden alle Menschen aus dem Gebäude gebeten. Es ist Mittagspause, wir sollen in einer Stunde wiederkommen. Die Menschen strömen aus dem Haus, gehen Einkaufen oder ins nächste Kaffeehaus, warten vor der Tür auf neuerlichen Einlass. Nach drei Stunden neuerlichen Wartens habe ich meinen Gasvertrag – und bekomme den Gaszähler in die Hand gedrückt. Den solle ich nach Hause tragen, sagt ein freundlicher Mann. Etwas verzagt versuche ich herauszufinden, ob ich das Gas selbst anschließen muss. Nein, das wird erledigt. Wann? Der Mann lächelt freundlich.
Der Stromvertrag ist ein Klacks dagegen. Darauf brauche ich nur zwei Stunden zu warten.
In der Wohnung stelle ich fest, dass das fehlende Glas in einem Fenster noch immer nicht eingesetzt ist. Stattdessen fehlt nun auch ein Glas im Wohnzimmer. Ach, das werden wohl die Arbeiter zum Auswechseln mitgenommen haben, meint die Maklerin am Telefon. Werden sie wohl.
Zwei Tage später ist das Fenster noch immer nicht da. Aber das Gas wird angeschlossen. Sehr schnell ging das: Kurz war ich weg zum Einkaufen, komme zurück und stelle fest, dass jemand in der Wohnung war. Der Kühlschrank nämlich steht auf einmal im Wohnzimmer. Als sie das Gas angeschlossen haben, mussten sie anscheinend hinter dem Kühlschrank etwas richten und haben diesen in den Salon verfrachtet. Sogar angeschlossen haben sie ihn dort, was ich sehr aufmerksam finde.
Angeschlossen ist nun auch das Wasser in der Küche. Doch es tropft.
Einen Tag später ist auch das Glas eingesetzt. Doch in einem Fenster klafft ein Spalt von einem halben Zentimeter zwischen Glas und Rahmen.
Störend ist auch der zentimeterbreite Spalt zwischen den Flügeln der wunderschönen hölzernen Eingangstür, wo eine Leiste fehlt. Von mir aus sollen die Nachbarn reinsehen können, aber die Dezemberkälte, die ungehindert reinströmt, ist unangenehm. Vor allem weil seit Tagen das Glas im Hauseingang fehlt – weggebracht zu Service-Zwecken, wie es hieß.
Der Maklerin schicke ich nur noch SMS. Weder will ich mit ihr reden, noch sie mit mir. Die Arbeiter werden schon kommen, schreibt sie. Wohl nach den Feiertagen zum Opferfest. Dieses dauert ja nur eine Woche.

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