Mittwoch, 23. April 2008

Vier Polizisten in Zivil

S. erzählt mir von ihren Erfahrungen mit Polizeigewalt in Istanbul. Es war während des vergangenen Ramazan – muss also irgendwann im September gewesen sein. Mit zwei Freundinnen war sie um vier in der Nacht mit dem Taxi unterwegs nach Hause. Auf einmal hielt ein Polizeiauto den Wagen an. Zwei Polizisten stiegen aus, verlangten von den jungen Frauen einen Ausweis. Sie haben das Recht dazu. Doch die Bürger wiederum haben das Recht, den Beamten zu sagen, sie sollen sich selbst ausweisen. Das taten die Frauen doch glatt. Leichte Verärgerung bei den Polizisten, dann zeigte einer einen Ausweis, verdeckte dabei aber sowohl Namen als auch Foto. „Wir wollen den ganzen Ausweis sehen“, forderte S. „Wir sind in Uniform, fahren einen Polizeiwagen. Das muss euch genügen“, war die schon sehr ungeduldige Antwort. Auf einmal hielt ein anderes Auto an, vier Männer stiegen aus, erfassten die Situation schnell. Und handelten: Sie fingen an, die Frauen zu beschimpfen, sie zu stoßen und gegen das Taxi zu werfen. Der Taxifahrer versuchte zu vermitteln, eine von S.s Freundinnen wollte die Polizei rufen. Denn die, die da war, tat nichts. Schließlich wurden die Frauen ins Taxi gestoßen und konnten fahren. Wie sich dann herausstellte, waren die Angreifer ebenfalls Polizisten – in Zivil. Anscheinend wollten sie ihren Kollegen „zu Hilfe“ kommen, nachdem sie gesehen hatten, dass sonst nichts gegen die Frauen vorliegt. Das sagte S. ein Anwalt, den die Freundinnen kurz danach konsultierten. Machen lasse sich allerdings gegen die Polizisten nichts, erklärte er. Die Frauen hätten ja keinen medizinisch bestätigten Schaden davongetragen.

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